traubenmag - no. 18

Mit offenen Armen in die Kreissäge

Hey 👋
Nach einem solchen Fußball-Wochenende fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden - es ist allerdings nötig. Im Angesicht der prekären Lage von Hertha BSC analysieren wir heute die aktuelle Situation rund um den Downfall. Außerdem feierte Niko Kovač für den BVB seine Heimpremiere, die in die Hose ging. Los geht’s mit den Stories!

Da läuft ganz schön Fiél schief

Bild: IMAGO/Marco Steinbrenner/DeFodi Images

Nach dem katastrophalen Spiel in Regensburg vergangene Woche traf Hertha BSC am gestrigen Abend im Olympiastadion auf Kaiserslautern. Im Übrigen das letztjährige DFB-Pokalviertelfinale, bei dem Kaiserslautern mit 1:3 gewann. Eine Reaktion wurde gefordert, die Mannschaft wurde in die Pflicht genommen. Kurz gesagt: Ein Sieg musste her, Schluss mit den Ausreden. Dass die Zuschauerzahl bei einem Hertha-Topspiel mit 47.500 recht niedrig ausfiel, lag vermutlich auch an der bedauerlichen Art und Weise, mit der Hertha Woche für Woche auftritt und ein Spiel nach dem anderen verliert.
Nun ging also auch dieses Spiel mit 0:1 verloren. Es war alles andere als ein fußballerischer Leckerbissen. Fabi Reese rückte zurück in die Startaufstellung und Herthas einzige Spielidee bestand aus Pässen auf die Flügel, anschließende halbhohe Flanken ohne kopfballstarken Stürmer in der Mitte und Ballbesitzspiel im gegnerischen Straftraum. Es war grauenhaft anzuschauen, wie sich auch nach wiederholten Fehlversuchen und offensichtlichen Größennachteilen rein gar nichts an der Spielidee änderte. Niemand traute sich abzuschließen, eine Flanke nach der anderen ging ins Leere und die Stimmung im Stadion kippte. Das Gegentor war so erwartbar und Hertha-typisch, dass ich aus 150m Entfernung im Stadion schon zu Beginn des Lauterer Konters den Gegentreffer vorhersehen konnte. Eben, weil es in dieser Saison in jedem Heimspiel gleich läuft - bezeichnend.
Hertha verlor damit das siebte Heimspiel in dieser Saison, in zehn Heimspielen wohlgemerkt, und steht damit nun auf Platz 18 (!) in der Heimtabelle. Insgesamt steht die Alte Dame damit gerade auf Rang 13 und ist deutlich näher am Abstiegskampf als am Aufstiegsrennen. Wie soll das nur weitergehen? Es folgen drei mögliche Szenarien.

Szenario 1: Festhalten an Cristian Fiél

Hertha könnte an Chef-Coach Cristian Fiél festhalten und würde damit verhindern, erneut Gehaltsfortzahlungen und Abfindungen zahlen zu müssen, zudem Fiél auch eine sechsstellige Ablösesumme kostete. Das ist aktuell vermutlich die realistischste Option, auch wenn sie für die Fans die unverständlichste wäre. In diesem Szenario müsste Hertha wirklich aufpassen, nicht noch tiefer in der Tabelle zu rutschen und im Worst Case um den Klassenerhalt zu kämpfen. Konstanz auf der Trainer-Position kann nicht der einzige ausschlaggebende Punkt sein, an Fiél festzuhalten, doch seine Spielidee scheint mit dem Kader nicht zu harmonieren, respektive nicht umzusetzen zu sein.

Szenario 2: Feuerwehrmann bis Saisonende

In diesem Szenario würde Benny Weber Cristian Fiél entlassen und eine Übergangszeit bis Saisonende erschaffen, für die ein Feuerwehrmann gebraucht würde. Also ein gestandener Trainer, der zurück zu den Basics geht, die Mannschaft im Training an ihre Grenzen führt und am Ende irgendwo im Mittelfeld landet. Die wohl realistischsten Kandidaten für dieses Szenario wären zum vierten Mal Pál Dárdai (kein Witz) und Ante Čović, der aktuell die U17 trainiert. Auch ein Externer wäre möglich. Ein solcher Trainer ist allerdings seitens Sportdirektor eher nicht erwünscht und würde im Sommer höchstwahrscheinlich wieder ausgetauscht werden.

Szenario 3: High Risk, High Reward

Ein junges Trainertalent mit innovativen Spielideen à la Fabian Hürzeler oder Sebastian Hoeneß, allerdings noch mehr oder weniger im Untergrund. Hier könnte ein sehr theoretischer Coach, der eventuell auch ein Ex-Profi ist, zum Einsatz kommen. In der Übergangszeit bis zum Sommer könnte er sich an die Mannschaft gewöhnen, im Sommer den Umbruch mitgestalten und dann im kommenden Jahr die Aufstiegsplätze angreifen. Das ist das riskanteste Szenario, könnte allerdings genau das bewirken, was Hertha braucht. Eine neue sportliche Ära, in der Hertha wieder zurückkehrt zur taktischen Dominanz, Angstgegner wird und den modernen Taktik-Fußball inspiriert.

Coming up:
📅 Sa, 15.02.25, 13:00 Uhr: Fortuna Düsseldorf vs. Hertha BSC (auswärts)
📅 Fr, 21.02.25, 18:30 Uhr: Hertha BSC vs. 1. FC Nürnberg (heim)
📅 So, 02.03.25, 13:30 Uhr: SV Elversberg vs. Hertha BSC (auswärts)

Aktueller Tabellenplatz: 13 ⬇️ (Punktestand: 25)

Mittelfeld-Borussen

Bild: WDR

Der neue Dortmunder Coach Niko Kovač, der übrigens im Wedding geboren und aufgewachsen ist, hatte bei seinem Debüt gegen Stuttgart wenig zu lachen. Die Borussen verlieren sein erstes Bundesliga-Spiel auf der Dortmunder Bank mit 1:2 gegen den VfB. Damit steht der BVB nun auf Rang elf der Liga und verliert die Champions League-Plätze Woche für Woche mehr aus den Augen. Unter der Woche sind die Borussen wiederum gefragt, diesen ersten Liga-Ausrutscher in den Playoffs der Champions League auszubügeln.
Am Dienstagabend um 21 Uhr spielt Dortmund auswärts gegen Sporting Lissabon, denen der kürzlich verletzte Viktor Gyökeres zumindest für einige Minuten zur Verfügung stehen wird. Sporting ist alles anderes als ein einfacher Gegner, in der Vorrunde gewannen sie bereits mit 4:1 gegen Manchester City. In der Liga geht’s dann weiter mit einem Auswärtsspiel in Bochum, einem Heimspiel gegen Union gefolgt von einem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli. Auch, wenn diese drei kommenden Gegner noch unter Dortmund in der Tabelle stehen, werden besonders die Auswärtsspiele schwierig für den BVB. Denn in der Auswärtstabelle steht Dortmund mit gerade einmal zwei Siegen nur auf Rang 14. Ob Niko Kovač wirklich der richtige Kandidat ist, um den BVB auch nachhaltig wieder auf die Erfolgsspur zu bringen, ist mehr als fraglich. Doch das war bereits vor seinem Debüt klar.